"Jeder will, dass der Krieg endet"
Zwei Jahre Krieg gegen die Ukraine
Der 24.02. ist der Jahrestag für den Beginn des Angriffskrieges Russlands auf die Ukraine. Brutale Kämpfe haben Tausenden Russen und Ukrainern das Leben gekostet. Nach der gescheiterten Sommeroffensive der ukrainischen Streitkräfte sind die Menschen erschöpft. Die einen hoffen auf die Rückkehr des Vaters aus der Kriegsgefangenschaft. Andere auf die Rückkehr des Bruders von der Front. Eltern suchen ihre nach Russland verschleppten Kinder. Sie alle hoffen auf ein baldiges Ende des Krieges, das vermutlich in weiter Ferne liegt.

Rund 3,7 Millionen Menschen sind nach Angaben der Vereinten Nationen innerhalb des Landes auf der Flucht. Fast 6,5 Millionen Menschen aus der Ukraine haben Zuflucht im Ausland gefunden. Davon leben rund 6 Millionen Menschen mittlerweile in europäischen Staaten als Flüchtling. Der Krieg hat sich wie ein Schatten über das Leben der Menschen gelegt, auch Hunderte Kilometer von der Front entfernt. Fast 200.000 Ukrainerinnen und Ukrainer sind inzwischen nach Baden-Württemberg geflohen.
Im Ukraine Hilfsprojekt „VeronikaBerg“ in Stuttgart gewährt KinderBerg International e.V. ukrainischen Familien Zuflucht, die schwerkranke Angehörige oder Kinder mit einer Behinderung haben. Zu Ihnen gehört Familie Shkola, die ihre Heimatstadt Cherson verlassen musste und hier Zuflucht fand. Serhii der siebzehnjährige Sohn ist spastisch gelähmt und kann sich nur mühsam fortbewegen. Er besucht die Margarete-Steiff-Schule, eine Stuttgarter Einrichtung für Kinder, die aufgrund ihrer Behinderungen nicht oder noch nicht an einer Grund- oder weiterführenden Schule aufgenommen werden können. Wie so viele geflüchtete Ukrainer vermisst er seine Heimat, vor allem seine Freunde in der Ukraine und ganz besonders das Team aus seinem Schwimmverein. Doch sein größter Traum, irgendwann bei den Paralympics antreten zu können, scheint zum jetzigen Zeitpunkt in weite Ferne gerückt zu sein.
Lesen Sie mehr zum Projekt und Familie Shkola im SWR Beitrag:
Starke Kinderfüße
Mudasir lernt laufen
Mudasir ist vier Jahre alt und stammt aus Dashte-Archi, einer kleinen Ortschaft in der Nordostprovinz Kunduz. Vor mehr als zwölf Jahren betrieb KinderBerg International e.V. hier im Rahmen von Stabilisierungsmaßnahmen durch die Unterstützung des Auswärtigen Amtes ein Gesundheitszentrum und ist bis heute vielen Bewohnern aus Dashte-Archi vertraut. Aufbau des Basisgesundheitswesens in Afghanistan.
Mudasir lebt mit seiner Mutter und seinen beiden Geschwistern alleine. In einem Land wie Afghanistan, indem die Rechte und Bewegungsfreiheiten für Frauen in massivem Masse eingeschränkt sind, ist ein von Frauen geführter Haushalt zur Bewältigung des alltäglichen Lebens eine enorme Belastung für die Familie. Mudasir’s Vater, der an psychischen Störungen litt, verließ die Familie.
Seine Mutter, die als ausgebildete Lehrerin für eine wohltätige Organisation arbeitete, verlor mit der Machtübernahme der Taliban und dem verhängten Arbeitsverbot für Frauen ihre Anstellung. Seitdem versucht sie sich und ihre Kinder mit kleinen Aushilfstätigkeiten über Wasser zu halten.

Seit seiner Geburt leidet Mudasir an einem sogenannten Senkfuß, der in Folge von angeborenen Nervenschädigungen zu einer Muskelschwäche mit Lähmungserscheinungen im Fuß führt. Durch die unterentwickelte Beinmuskulatur kann Mudasir nicht richtig gehen und er leidet an starken Schmerzen und Taubheitsgefühlen im Bein.
Eine kostspielige erforderliche Behandlung kann sich die Familie auf Grund der geschilderten Bedingungen nicht leisten, sodass sich die Beschwerden im Laufe der Zeit verschlimmern und für Mudasir große Einschränkungen und Schwierigkeiten mit sich bringen, die ihn enorm belasten. Er kann nicht mit anderen Kindern spielen und herumtollen, stürzt oft zu Boden und ist vollständig auf die Hilfe anderer angewiesen.
Haji Naeem, ein Dorfältester aus Dashte- Archi, der sich um die Belange seiner Dorfbewohner kümmert, stellt Mudasir dem Telemedizin – Projekt vor.
In Ab- und Rücksprache mit dem KinderBerg – Telemedizin – Team, wird Mudasir, der alle sozialen und medizinischen Kriterien des Projektes erfüllt, zusammen mit seiner Mutter und in ehrenamtlicher Begleitung durch Haji Naeem, Fachärzten in einem französischen Privatkrankenhaus in Kabul vorgestellt.
Es erfolgt eine erste Operation, die Mudasir in Unterstützung einer speziellen Beinprothese beim Gehen helfen und seine Genesung fördern soll. Die ersten Gehversuche sind schmerzhaft, schwierig, da der Junge nie richtig laufen gelernt hat und Mudasir bleibt hinter den Erwartungen der behandelnden Ärzte zurück.
Erst geduldige fortwährende Übungen und eine weitere Fuß-Knöchel-Orthese lassen erste Geherfolge und ein stolzes Kind erkennen.
Es liegt noch ein weiter Weg vor Mudasir und eine zweite Operation wird, in Abhängigkeit seiner Entwicklung, aller Voraussicht nach notwendig sein.
Mudasir ist ein sehr kluger und intelligenter Junge und beeindruckt uns ganz besonders durch seine zurückgewonnene Lebensfreude und Willensstärke. Wir werden ihn im Rahmen des Telemedizin Projektes weiterhin nach sozialmedizinischen Bedürfnissen der Familie unterstützen, um vor allem Mudasir Gesundheit und vor-schulische Bildung für ein zukünftiges selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen.
Jahresbericht 2023
Bleiben Sie mit unserem aktuellen Jahresbericht 2023 informiert!

Im Jahr 2023 stehen wir vor globalen Entwicklungen und Herausforderungen in einer Welt im Wandel. In vielen Regionen der Welt ist Frieden in weite Ferne gerückt. Jahrzehntelang schwelende Konflikte halten an und neue bewaffnete Konflikte brechen aus. Dazu bedrohen die Auswirkungen des Klimawandels und wirtschaftliche Krisen die Existenz derer, die ohnehin in Armut leben, besonders stark. In unserem Projektland Afghanistan ist die Lage zwei Jahre nach der Machtübernahme der Taliban schlimmer denn je und wir werden Zeuge, wie ein ganzes Land in Armut getrieben wird.
Wie wir uns unter den erschwerten Bedingungen vor Ort weiterhin für unsere kleinen Patienten im afghanischen Telemedizin Projekt einsetzen und den aus der Ukraine geflüchteten Familien das neue Leben in Stuttgart erleichtern, lesen Sie in unserem Jahresbericht 2023, jetzt zum Herunterladen auf unserer Homepage verfügbar.
Man sieht wie durch einen Schleier
Geschwisterkinder leiden am kindlichen Katarakt
Die Geschwister Aziza (11 Jahre) und Mustafa (6 Jahre) stammen aus der Provinz Kunduz und sind seit ihrer Geburt beidseitig am Grauen Star erkrankt. Bei dem sogenannten kongenitalen Katarakt handelt es sich um eine schmerzlose Trübung der Linse, die bei der Geburt bereits vorhanden ist oder kurz danach entsteht. Bleibt eine medizinische Behandlung aus, so wie es auch bei Aziza und Mustafa der Fall war, verdichtet sich die Trübung der Linsen im Laufe der Zeit, bis die Augen nur noch zwischen hell und dunkel unterscheiden können. Die beiden Geschwisterkinder konnten auf Grund ihrer Sehbehinderung jahrelang ihren Alltag nur eingeschränkt und mit permanenter Hilfe ihrer Familie meistern.
In Entwicklungsländern wie Afghanistan sind viele Kinder am kindlichen Katarakt erkrankt. Ursachen lassen sich häufig auf ein Ereignis in der Schwangerschaft, wie beispielsweise eine Rötelninfektion der werdenden Mutter zurückführen, können aber auch durch eine Vererbung, einen genetischen Defekt oder eine Stoffwechselerkrankung wie Diabetes Mellitus ausgelöst werden. Ferner besteht die Annahme, dass viele Kinder auch wegen Mangelernährung von der Krankheit betroffen sind.
Unerheblich Ihrer Ursachen, lässt sich der Graue Star nur durch eine Operation behandeln, um die Sehkraft zu erhalten, bzw. wiederherzustellen. Der operative Eingriff, bei dem die getrübte Linse entweder in Vollnarkose oder mit lokaler Anästhesie durch eine Kunstlinse ersetzt wird, ist verhältnismäßig gering und benötigt einen Kostenaufwand von schätzungsweise 200 Euro für ein betroffenes Auge.

Da die meisten Menschen in Afghanistan, so wie Aziza’s und Mustafa’s Eltern zu arm sind, um sich eine Operation leisten zu können, leben etliche Kinder mit einer beschränkten, eingetrübten und verschleierten Sicht. Mit Hilfe des Telemedizin- Projekts konnte KinderBerg die Reise- und Operationskosten für die beiden Kinder im „Aman Eye Hospital“ in Kabul finanzieren. Die Wiederherstellung ihrer Sehkraft war ein unbeschreibliches Geschenk für sie und ihre Familien und brachte ein ausgesprochen hohes Maß an Lebensqualität, Glück und Hoffnung zurück in ihr Leben.
Unterstützen Sie uns, damit wir weiteren Kindern zu mehr Licht und Klarheit in ihrer getrübten Sicht verhelfen können !
Mahazullah ist Opfer eines Terroranschlags
Mahazullah überlebt terroristischen Anschlag
Es ist Dienstag, der 6. Juni 2023 acht Uhr morgens. Wie gewöhnlich herrscht zu dieser Zeit ein dichtes Gedränge auf den Straßen Feyzabads, als es plötzlich einen lauten Knall gibt und Sekunden später eine intensive Druckwelle spürbar wird.
Es ist ein Selbstmordanschlag ! Ein Terrorist hatte seinen mit Sprengstoff beladenen Wagen direkt vor dem Amtsgericht der Provinzhauptstadt platziert und die Bombe gezündet. Der stellvertretende Gouverneur Badakhshans und sein Fahrer sind auf der Stelle tot. Es gibt etliche Verwundete, sechs Zivilisten werden schwer verletzt, darunter auch der 13-jährige Junge Mahazullah.
Mahazullah macht gerade eine Ausbildung zum KFZ-Mechatroniker. In der Autowerkstatt, die sich gegenüber dem Gerichtsgebäude befindet, wechselt er gerade die Reifen eines Wagens, als es zu der schweren Explosion kommt und er nicht weiß wie ihm geschieht. Unzählige Granatsplitter prasseln auf ihn nieder, dann wird es schwarz um ihn und er verliert das Bewusstsein.
Mahazullah wird schwer verwundet, erleidet schwerste Verbrennungen am ganzen Körper und wird an seinem Kopf und den Augen verletzt.
Nach einer Erstversorgung vor Ort fliegt ihn das afghanische Militär zusammen mit den weiteren Schwerverletzten nach Kabul in das Militärkrankenhaus, wo er notoperiert und auf der Verbrennungsstation behandelt wird, in der Hoffnung sein Leben zu retten.
Eine ehrenamtlich tätige KinderBerg Mitarbeiterin trifft den verletzten Mahazullah erstmalig außerhalb des Militärkrankenhauses aus dem er bereits nach kurzer Zeit, viel zu früh, entlassen wird. Der Junge ist still und spricht kein einziges Wort. Auf Ihre Fragen zu seinem Befinden reagiert er nur mit einem Nicken oder über seine Mutter. Für jede weitere Art von Kommunikation ist er in dieser Situation unempfänglich.

KinderBerg International e.V. entscheidet sich den schwer traumatisierten Jungen zu betreuen und die Familie zu unterstützen, da die afghanische Regierung neben der medizinischen Notversorgung keine weiteren Hilfen für die Anschlagsopfer vorsieht. Die Kopfverletzung und Verbrennungen klingen allmählich glücklicherweise ohne Anzeichen von Infektionen ab, doch seine Brandnarben im Gesicht, an Rücken, Händen, Füssen und Beinen werden für den Rest seines Lebens sichtbar bleiben. Dazu leidet er weiterhin unter einem Kribbeln im verletzten Bein, so dass ihn KinderBerg bei einem Orthopäden vorstellt, der weitere Granatsplitter entfernt und den Jungen auf Grund einer Nervenkompression des Beines weiter behandelt. Bei einem Augenarztbesuch wird dazu eine nicht ausgeheilte Netzhautblutung diagnostiziert, die irreversiblen Schaden hinterlässt und seine Sehkraft unumkehrbar einschränkt, so dass er auf dem verletzten Auge nicht mehr weiter als zwei Meter sehen kann.
Neben den körperlichen Verletzungen hat der Anschlag Mahazullah in höchstem Maße traumatisiert und seelischen Schaden verursacht. Er wirkt introvertiert, zieht sich zurück und verhält sich zuerst anderen Kindern und Angehörigen gegenüber aggressiv. Mit geduldiger, einfühlsamer trauma – sensibler Arbeit lernt Mahazullah allmählich sein seelisches Leid besser zu verstehen, aus eigenen Kräften die Kontrolle über sein Leben zurückzugewinnen und seine Ängste abbauen zu können. Hierbei helfen ihm ganz besonders von KinderBerg finanzierte Zeichen- und Malkurse, die er mit großer Begeisterung und Leidenschaft besucht und sogar erste Anzeichen eines Lächelns auf seinem Gesicht erkennen lassen. Wir hoffen, dass er sich weiter gut erholt, um dann im nächsten Jahr seine Ausbildung zum KFZ-Mechatroniker fortsetzen zu können. Wir bleiben In Kontakt zu Mahazullah und leisten der Familie weiterhin soziale Unterstützung. Hierzu benötigen wir Ihre Hilfe!
Neue Spendenkontonummer!
Neue Bankverbindung für das KinderBerg Spendenkonto

Ab sofort ändert sich die IBAN von KinderBerg International e.V. zu
IBAN: DE33 3702 0500 0001 7500 00
BIC: BFSWDE33XXX
Die Bank für Sozialwirtschaft stellt 2023 ihre Technik um und ändert die Bankdaten. Damit uns ihre Spenden auch weiterhin erreichen, möchten wir sie bitten die IBAN in Ihrem Dauerauftrag zu ändern. Wenn sie uns ohne Dauerauftrag direkt spenden möchten, benutzen sie bitte ebenso die neue IBAN.
IBAN: DE33 3702 0500 0001 7500 00
Hinweis: Überweisungen an unsere alte IBAN (DE86 6012 0500 0001 7500 00) werden noch bis 30.04.2025 korrekt ausgeführt.
Bei Spenden per Lastschriftmandat besteht kein Handlungsbedarf. Hier wurde die Bankverbindung bereits unsererseits aktualisiert.
Herzlichen Dank für Ihre Mithilfe!
Wenn die Seele leidet
Gruppensitzungen und Einzelgespräche für ukrainische Flüchtlinge zu Krieg, Flucht und Integration in Deutschland
Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine vor eineinhalb Jahren sind mehr als eine Million Menschen aus der Ukraine nach Deutschland geflohen. Sie konnten dem Krieg entkommen und sich nun in Sicherheit wähnen, doch für viele Ukrainer ist das zurückliegende Leben zerstört und sie leiden unter dem Erlebten. Die Bilder und Erinnerungen an Krieg, Zerstörung, der Verlust der Heimat, geliebten Menschen, vertrautem Alltag und auch der Arbeit werden zur Qual.
Vielen fällt ein Neuanfang in der Fremde schwer, denn der Schmerz das Zuhause zu verlieren und die Unfähigkeit, zurückkehren zu können sitzt tief. Das Trauma des Krieges hat bei vielen Betroffenen tiefe Spuren hinterlassen.

Um ukrainische Flüchtlinge in Stuttgart bei ihren Schwierigkeiten und Hindernissen für einen Neuanfang in Deutschland und einer guten Integration zu unterstützen, bietet KinderBerg mit Hilfe von ukrainischen geschulten Psychologen, die die Situation ihrer Landsleute sehr gut verstehen, wöchentlich stattfindende Gruppensitzungen für 10-35 Personen an.
Die Themen der Gruppentreffen sind vielfältig und richten sich nach den Interessen der Teilnehmer, wie beispielsweise Stärkung des Selbstwertgefühls, Abbau von Barrieren beim Sprachenlernen, Informationen zu Berufs- und Arbeitsmöglichkeiten, Anerkennungen von Diplomen und Bildungsnachweisen, Arbeit mit Eltern und Kindern, Vorbereitung von Schwangeren auf die Geburt, Umgang von Opfern bei häuslicher Gewalt etc. Dazu gibt es auch spezielle Treffen für Männer und Kriegsveteranen.
Bei den Treffen finden die Teilnehmer Unterstützung und Verständnis dafür, dass sie mit ihren Problemen nicht alleine sind, dass es jemanden gibt, an den sie sich wenden können, um Hilfe zu erhalten, es Antworten auf Fragen und Lösungen für ihre Probleme gibt und sie durch den Austausch die Möglichkeit zu neuen sozialen Bindungen erhalten.
Im Anschluss an die Gruppensitzungen wird den Teilnehmern, auch zusammen mit ihren Kindern oder Partnern, darüber hinaus die Möglichkeit zu Einzelgesprächen geboten, um gezielt auf individuelle Schwierigkeiten und Bedürfnisse eingehen zu können.
Das Trauma von Krieg und Vertreibung kann zu vielen psychischen Problemen führen, die allein nicht leicht zu bewältigen sind. Deshalb hilft KinderBerg weiterhin ukrainischen Flüchtlingen mit der Hoffnung und dem Glauben an ein baldiges Ende des Krieges und die Rückkehr zum Frieden.
VeronikaBerg“ – Herberge für kranke Flüchtlinge aus der Ukraine, SWR 2 Hörbeitrag (02.04.2023)
Ramish’s Recht auf Gesundheit
Gute Prognosen für Ramish
Ramish ist fünf Jahre und leidet an einem Augentumor, der seinen linken Augapfel deutlich nach außen drückt. Der Tumor vergrößerte sich in den letzten anderthalb Jahren immer mehr, ohne jedoch die Sehkraft des Auges zu beeinträchtigen. Um unangenehmen Blicken und Fragen in der Öffentlichkeit zu entgehen, versteckte er seine Entstellung vorzugsweise hinter einer Augenklappe oder Sonnenbrille.

Über das Telemedizin – Projekt wurde der kleine Junge im Frühjahr 2022 in einer Videokonferenz Frau Dr. Mariam Khaleqi in Deutschland vorgestellt, die mit finanzieller Unterstützung KinderBergs gezielte Untersuchungen bei Fachärzten in Kabul empfahl. Die resultierenden Befunde wiesen ein sogenanntes Gliom, eine spezielle Tumorform des Sehnervs auf, der sich unaufhaltsam im linken Auge vergrößerte. Da es sich in Ramish’s Fall um einen gutartigen Tumor 1. Grades handelte, konnte man grundsätzlich von guten Heilungschancen ausgehen, nicht jedoch in Afghanistan. Auf Grund der Komplexität, mangelnden medizinischen Expertise, sowie fehlender medizinischer Infrastruktur, lehnten die afghanischen Augenärzte in Kabul die Behandlung ab und hielten eine operative Tumorentfernung in Afghanistan für unmöglich. Eine ausbleibende Behandlung bedeutete für Ramish jedoch eine weitere Vergrößerung und mögliche Streuung des Tumors, die nicht nur zum Verlust seines Auges und zur Erblindung führen würde, sondern langfristig auch sein Leben gefährden würden.
Artikel 24 der UN-Kinderrechtskonventionen fordert das Recht eines jeden Kindes auf das erreichbare Höchstmaß an Gesundheit, sowie auf Inanspruchnahme von Einrichtungen zur Behandlung von Krankheiten und zur Wiederherstellung der Gesundheit.
Dieses Grundrecht auf Gesundheit sollte für Ramish, ähnlich wie für unzählige Kinder in Afghanistan, keine Gültigkeit haben.
Um dem kleinen sympathischen Jungen dennoch ein Höchstmaß an medizinischer Versorgung zu ermöglichen, beschloss KinderBerg im Konsens mit dem gesamten Telemedizin – Team, ihn in Begleitung seines Vaters, trotz größter logistischen Herausforderungen und unklarem Ausgang, für eine lebensrettende Behandlung nach Pakistan zu schicken. Die unvorstellbaren bürokratischen Erfordernisse, mit Erstellung von Reisepässen, nervenaufreibenden Visabeantragungen, Terminvereinbarungen in pakistanischen Krankenhäusern in Peshawar und im über 1.200km entfernten Lahore wurden zur Belastungsprobe, ebenso wie die Trennung Ramish’s von seiner Mutter und Geschwistern für ungewisse Zeit.
In den folgenden Wintermonaten mit chemotherapeutischen Spritzenbehandlungen, sowohl in Pakistan als auch zu Hause, kam es immer wieder zu Komplikationen wie widerkehrende Infektionen, Entzündungen des Auges und es drohte eine Ruptur des Augapfels, die Ramish’s Leben in höchstem Grad gefährdeten. In einer Notoperation in Pakistan konnte Ramish’s linkes Auge jedoch glücklicherweise mitsamt Tumor entfernt und sein Leben gerettet werden.
Trotz des Verlusts seines linken Auges hat Ramish bis heute nicht den Mut verloren und sich gut von den zurückliegenden Strapazen erholt. In drei Monaten, wenn die OP Wunde gut verheilt ist, wird er noch einmal nach Pakistan reisen, um eine Augenprothese zu erhalten. Seine Augenklappe hat er bis dahin längst abgelegt.

Herz-OP für Abobakr
Eine Herzoperation rettet Abobakr’s Leben
Abobakr ist fast zwei Jahre alt und wurde mit einem Loch in seinem Herzen geboren. Das Loch befindet sich in der Scheidewand zwischen den beiden Herzkammern, einem sogenannten Ventrikelseptumdefekt (VSD) und führt zu einer Fehlleitung des Blutstroms, der negative Auswirkungen auf Herz-, Lungen- und Körperkreislauf verursacht. Als der häufigste aller angeborenen Herzfehler benötigen betroffene Kinder eine operative Behandlung, da ihre kleinen Herzen im ständigen Dauerstress sind und auf lange Sicht ansonsten versagen.

Im Alter von sechs Monaten wurde Abobakr im Telemedizin – Projekt vorgestellt. Seine Mutter berichtete, dass ihr Sohn bei der Geburt Probleme mit der spontanen Atmung hatte und in den ersten Lebenswochen an anhaltend schwerer Atemnot litt. Die Ärzte stellten den angeborenen Herzfehler fest, der ursächlich für seine Beschwerden war und eine dringende Operation erforderte.
Seine Eltern und drei Geschwister stammten ursprünglich aus dem Bezirk Farkhar in der Provinz Takhar. Vor einiger Zeit waren sie in die Nachbarprovinz Badakhshan gezogen, da der Vater hier eine Arbeit in einem Frisörsalon gefunden hatte. Die Aufwendungen für eine Reise nach Kabul und die Kosten für die dringliche Herz- OP waren für die Familie, die mit dem kleinen Verdienst des Vaters zurecht kommen musste, untragbar und es gab auch niemanden, der ihnen einen Kredit ermöglichte.
In der Folgezeit verschlimmerte sich Abobakr‘s Zustand, er weinte viel, war unruhig, hatte Trinkschwierigkeiten, litt unter Atemnot beim Füttern und entwickelte sich schlecht. Dank der Unterstützung KinderBergs wurde eine Patientenvorstellung in der Hauptstadt ermöglicht, doch auf Grund seines schlechten Allgemeinzustandes musste ein erster Eingriff verschoben werden, bis Abobakr wieder bei Kräften war. Im Sommer 2022 konnte schließlich ein erster überbrückender Eingriff durchgeführt werden, der eine Fehlleitung des Blutes reduzierte. Trotz verminderter Symptome blieb die Situation für den kranken Jungen kritisch und er verbrachte mehrere Tage auf Intensivstation, bei der wir zusammen mit seiner Familie um sein Leben bangten.
Dank der geduldigen und umfangreichen Betreuung, sowie sozialmedizinischen Unterstützung war es dieses Jahr endlich möglich die lebensrettende Operation durch eine vollständige Korrektur des Defektes durchzuführen. Abobakr erholte sich rasch und konnte bereits nach wenigen Tagen aus dem Krankenhaus entlassen werden.
Heute ist Abobakr gesund, er weist keine Symptome mehr auf und entwickelt sich gut, doch die Anzahl herzkranker Kinder auf unserer Warteliste wächst. Um ihnen, so wie Abobakr, Wahida, Mohsina und Malika durch eine Operation die Chance auf ein gesundes Leben zu ermöglichen, benötigen wir Ihre Unterstützung.
Qadria – eine starke Frau
Zukunft für Qadria
Vor über 12 Jahren kam Qadria erstmalig in eine von KinderBerg geführte Gesundheitsstation. Zusammen mit ihrer Mutter lebt sie in einer entlegenen Ortschaft namens Darayem, drei Fahrtstunden von der Provinzhauptstadt Feyzabad entfernt. Als kleines Mädchen hatte sich Qadria nach einem Sturz einen komplizierten Knochenbruch zugezogen. Da eine dringend notwendige Operation im weit entfernten Krankenhaus nicht möglich war und die Beinfraktur lediglich mit herkömmlichen Mitteln versorgt wurde, verschlimmerten sich die Symptome und es kam zu lebensbedrohlichen Komplikationen. Das medizinische KinderBerg Personal arrangierte umgehend eine stationäre Aufnahme und Operation. Es folgten zahlreiche Krankenhausaufenthalte und etliche operative Eingriffe, doch der komplizierte Bruch heilte nie richtig und Qadrias Bein deformierte immer wieder.
Im Rahmen von KinderBergs Kooperation mit der deutschen Bundeswehr konnte das Mädchen einige Zeit später im Feldlazarett in Kunduz vorgestellt und behandelt werden. Die deutschen Ärzte diagnostizierten eine besondere Knochenerkrankung, die zu Verkrümmungen, Frakturen und Rückbildungen der Knochen führen und die schlechte Heilung nach ihrem Sturz als Kind erklärten. Erneut wurden nun im Feldlazarett Operationen und langwierige Behandlungen durchgeführt, die erstmalig eine Stabilisierung des verletzten Beins ermöglichten.

Bis heute leidet Qadria an wiederkehrenden brennenden Schmerzen, die in das ganze Bein und den Rücken ausstrahlen und sie sehr belasten. Die Schmerzen beginnen bei körperlichen Aktivitäten, verschlimmern sich bei Kälte und Bewegung und sind nur durch Schmerzmittel zu lindern. Die Verletzungsstelle entzündet sich bis heute immer wieder und Muskelschwund ist sichtbar, die eine kontinuierliche medizinische Versorgung für die heute 20 jährige junge Frau erforderlich machen.
KinderBerg International e.V. unterstütze Qadria und ihre Mutter während der zurückliegenden Jahre fortwährend. Unzählige Male war sie für Behandlungen in der Provinzhauptstadt im Mutter-Kind Haus und immer ein gern gesehener Gast. Sie beeindruckte uns durch ihre unermüdliche Geduld, Zuversicht, Lebensfreude und ihren Kampfgeist, mit der sie ihre Krankheit, Einschränkungen und Schmerzen erduldete.
Seit KinderBerg das Mutter-Kind Haus schließen musste besucht unsere Hebamme Rohina sie und ihre Mutter gelegentlich in Darayem. Sie wohnen, als frauengeführter Haushalt, ohne einen männlichen Broterwerber, in einer kleinen Lehmhütte auf dem Grundstück eines Onkels in großer Armut. Qadria’s Mutter macht sich große Sorgen über die unsichere Zukunft ihrer Tochter, wenn sie selbst einmal nicht mehr leben sollte.
Um eine sichere Lebensgrundlage zu schaffen fördert KinderBerg, neben ihrer medizinischen Versorgung, Qadria’s kreative Fähigkeiten besonders im Stricken und Sticken, mit denen sich die junge Frau einen kleinen Verdienst erwerben kann. Ebenso übernimmt sie kleine Dienste wie waschen, bügeln, frisieren etc. für die Nachbarschaft.
Als nächstes steht der Ausbau eines kleinen Badezimmers mit Toilette an und die Sicherheit auf der Treppe des Hauses soll verbessert werden, um beide Frauen vor Stürzen zu schützen. Dazu wird Geld für Wasser- und einen Toilettenbrunnen benötigt.
Hierzu brauchen wir ihre Hilfe und bitten Sie für das Telemedizinprojekt zu spenden.