Die Herkunft von Telemedizin Patient Jamal
Im äußersten Nordosten Afghanistans liegt die Provinz Badakhshan. Im Norden markiert sie die Grenze zu Tadschikistan, zu Pakistan im Süden und zu China im Osten. Das Klima dieser entlegenen Hochgebirgsregion Zentralasiens ist rau und wird mit seinen harten Wintern, starken Schneefällen, häufigen Lawinenabgängen und Erdrutschen immer wieder zum Schauplatz von Naturkatastrophen. Ernteausfälle gehören zum Alltag der Menschen, die hier völlig isoliert von lokalen Märkten und Beschäftigungsmöglichkeiten leben.
Die schlechte Infrastruktur, wie fehlende Straßen, Zufahrtswege und Transportmittel, die schlechte sanitäre Situation, wie fehlende Hauswasseranschlüsse, Kanalisation und die schlechte Gesundheitsversorgung vor allem für Mütter, wie z. B. fehlende geburtshilfliche Notfallversorgung und fachkundige Betreuung bei Geburten, machen die Gegend, insbesondere für Frauen, Kinder und kranke Menschen, zu einem gefährlichen Wohnort. Die hohe Armut, sowie der niedrige Status von Frauen in der Familie und in der Gesellschaft, frühe Heirat, weiblicher Analphabetismus und hohe Fruchtbarkeitsraten beeinflussen die Überlebenschancen einer Frau in zusätzlichen Maße und beziffern in Regionen Badakhshans in der Folge eine der weltweit höchsten Müttersterblichkeitsrate.
Über 16 Jahre war KinderBerg International in der Provinz Badakhshan mit Hilfsprojekten im primärmedizinischen Gesundheitssektor (Basisgesundheitswesen in Nord-Afghanistan) und besonderem Fokus auf Mütter-Kindergesundheit tätig (Mutter-Kind-Haus), um gezielt gegen die hohen Sterblichkeitsraten von Müttern, Kindern und Neugeborenen anzukämpfen. Heute ist es die Heimat vieler Patienten, die KinderBerg über das aktuelle Telemedizinprojekt unterstützt.
Circa 60 km von der Provinzhauptstadt Feyzabad entfernt liegt der Distrikt Ragh. Hier befindet sich das kleine Bergdorf Qaryeh-Ye Zu, vereinfacht auch Zo genannt.
In Zo lebt der 10-jährige Junge Jamal mit seinen Eltern, seiner Großmutter und zwei Geschwistern, Nyaz-Mah (13) und Majid (9). Zwei weitere Geschwister verstarben früh, ein Mädchen kurz nach der Geburt, ein weiteres wurde nur wenige Monate alt. Jamals Mutter, die wie die meisten Frauen aus Zo weder lesen noch schreiben kann, schildert bedrückt, dass Ihre beiden Kinder verhungert wären und es keine Rettung für sie gab. Jamals‘ Vater ist taub und stumm, hat jedoch nie die Gebärdensprache erlernen können und kommuniziert mit seiner Frau und Kindern lediglich durch sehr vereinfachte Gesten und Zeichensprache.
Im Frühjahr 2022 erreichte die Familie das Mutter-Kind Haus Kinderbergs in Feyzabad. Jamal litt über einen langen Zeitraum an schrecklichen Bauchschmerzen, mit Verstopfungen und wies einen harten aufgeblähten Bauch auf. Über Nachbarn hatte die Familie von KinderBerg in Feyzabad gehört und sich in ihrer Not und Sorge, dass auch Jamal etwas zustoßen könnte, auf die weite Reise gemacht.
Während einer Telemedizin Sitzung wurde der Junge Dr. Freba in Deutschland vorgestellt, die nach einer angeordneten Ultraschalluntersuchung eine massive Erweiterung des Dickdarms (sog. Megakolon) und der Nieren (Hydronephrose) erkannte , welche seine Symptome erklärte.
Mit finanzieller Unterstützung KinderBergs wurde Jamal, in Begleitung seiner Eltern, unverzüglich zur medizinischen Behandlung in das französische Privatkinderkrankenhaus in Kabul eingeliefert. Die weiteren Untersuchungen in Kabul ergaben, dass Jamal an einer angeborenen Fehlbildung des Darms, dem sogenannten Morbus Hirschsprung, litt die sich nun bemerkbar machte. Um schlimmere Komplikationen, wie beispielsweise einen Darmverschluss zu verhindern, was es erforderlich die betroffenen kranken Darmabschnitte unverzüglich zu entfernen. Hierzu musste sich Jamal von März 2022 bis Mai 2023 in zeitlichen Abständen insgesamt drei Operationen unterziehen, die erfreulicherweise zu einer kompletten Genesung des Jungen führten.
Heute ist Jamal gesund, besucht die Schule des Nachbarortes und kann allen Aktivitäten beschwerdefrei nachgehen. Der tägliche Überlebenskampf des harten Alltags in Zo ist geblieben, doch für Jamal und seine Familie hat die Genesung des Jungen durch das Telemedizin Projekt einen unbeschreiblichen fortschrittlichen Wandel in ihr Leben gebracht.