Gute Prognosen für Ramish
Ramish ist fünf Jahre und leidet an einem Augentumor, der seinen linken Augapfel deutlich nach außen drückt. Der Tumor vergrößerte sich in den letzten anderthalb Jahren immer mehr, ohne jedoch die Sehkraft des Auges zu beeinträchtigen. Um unangenehmen Blicken und Fragen in der Öffentlichkeit zu entgehen, versteckte er seine Entstellung vorzugsweise hinter einer Augenklappe oder Sonnenbrille.
Über das Telemedizin – Projekt wurde der kleine Junge im Frühjahr 2022 in einer Videokonferenz Frau Dr. Mariam Khaleqi in Deutschland vorgestellt, die mit finanzieller Unterstützung KinderBergs gezielte Untersuchungen bei Fachärzten in Kabul empfahl. Die resultierenden Befunde wiesen ein sogenanntes Gliom, eine spezielle Tumorform des Sehnervs auf, der sich unaufhaltsam im linken Auge vergrößerte. Da es sich in Ramish’s Fall um einen gutartigen Tumor 1. Grades handelte, konnte man grundsätzlich von guten Heilungschancen ausgehen, nicht jedoch in Afghanistan. Auf Grund der Komplexität, mangelnden medizinischen Expertise, sowie fehlender medizinischer Infrastruktur, lehnten die afghanischen Augenärzte in Kabul die Behandlung ab und hielten eine operative Tumorentfernung in Afghanistan für unmöglich. Eine ausbleibende Behandlung bedeutete für Ramish jedoch eine weitere Vergrößerung und mögliche Streuung des Tumors, die nicht nur zum Verlust seines Auges und zur Erblindung führen würde, sondern langfristig auch sein Leben gefährden würden.
Artikel 24 der UN-Kinderrechtskonventionen fordert das Recht eines jeden Kindes auf das erreichbare Höchstmaß an Gesundheit, sowie auf Inanspruchnahme von Einrichtungen zur Behandlung von Krankheiten und zur Wiederherstellung der Gesundheit.
Dieses Grundrecht auf Gesundheit sollte für Ramish, ähnlich wie für unzählige Kinder in Afghanistan, keine Gültigkeit haben.
Um dem kleinen sympathischen Jungen dennoch ein Höchstmaß an medizinischer Versorgung zu ermöglichen, beschloss KinderBerg im Konsens mit dem gesamten Telemedizin – Team, ihn in Begleitung seines Vaters, trotz größter logistischen Herausforderungen und unklarem Ausgang, für eine lebensrettende Behandlung nach Pakistan zu schicken. Die unvorstellbaren bürokratischen Erfordernisse, mit Erstellung von Reisepässen, nervenaufreibenden Visabeantragungen, Terminvereinbarungen in pakistanischen Krankenhäusern in Peshawar und im über 1.200km entfernten Lahore wurden zur Belastungsprobe, ebenso wie die Trennung Ramish’s von seiner Mutter und Geschwistern für ungewisse Zeit.
In den folgenden Wintermonaten mit chemotherapeutischen Spritzenbehandlungen, sowohl in Pakistan als auch zu Hause, kam es immer wieder zu Komplikationen wie widerkehrende Infektionen, Entzündungen des Auges und es drohte eine Ruptur des Augapfels, die Ramish’s Leben in höchstem Grad gefährdeten. In einer Notoperation in Pakistan konnte Ramish’s linkes Auge jedoch glücklicherweise mitsamt Tumor entfernt und sein Leben gerettet werden.
Trotz des Verlusts seines linken Auges hat Ramish bis heute nicht den Mut verloren und sich gut von den zurückliegenden Strapazen erholt. In drei Monaten, wenn die OP Wunde gut verheilt ist, wird er noch einmal nach Pakistan reisen, um eine Augenprothese zu erhalten. Seine Augenklappe hat er bis dahin längst abgelegt.