Telemedizin in der KinderBerg Gesundheitsstation

Die medizinische Lage in Afghanistan ist desaströs. Drei Jahrzehnte des Krieges haben das afghanische Gesundheitssystem kollabieren lassen. Gewalt, Armut und anhaltende Dürren sind weitere Ursachen für die schlechte medizinische Versorgung, die Kinder und Kranke am stärksten treffen. Die Ernährungslage ist in weiten Teilen der Bevölkerung kritisch, der Mangel an Medikamenten ist groß und der Weg in die nächste Klinik vor allem für Menschen, die in abgelegenen Regionen leben, weit und gefährlich.

Neben elementaren medizinischen Strukturen fehlt es vor allem an ausgebildetem Personal, besonders auch an Fachärzten. Um diese Mängel unter Berücksichtigung der schlechten Sicherheitslage und der räumlichen Entfernung auszugleichen und eine adäquate Behandlung im Krankheitsfall vor Ort zu verbessern, führt KinderBerg in seinem Gesundheitshaus in Feyzabad erfolgreiche Telemedizin durch. Der Grundgedanke ist es durch kontinuierlichen Wissenstransfer und Vernetzung des lokalen medizinischen KinderBerg Personals mit deutschen Fachärzten, Maßnahmen der Diagnostik, Behandlung und Therapie für kranke Menschen aus abgelegenen Regionen Badakhshans zu optimieren.

Sprechstunde per Zoom

Zur Einleitung einer telemedizinischen Konsultation erhält das ausgebildete afghanische KinderBerg Team Anweisungen der deutschen Fachärzte zur Durchführung gezielter Diagnostikverfahren wie beispielsweise Labor-, Röntgen-, oder Ultraschalluntersuchungen, die vor Ort in der Provinzhauptstadt durchgeführt werden können.

Anschließend werden die Ergebnisse den Spezialisten in Deutschland zur Auswertung auf digitalem Weg vorgestellt und per Video-Schalte gemeinsam mit Patient und den afghanischen Kollegen besprochen, um einen wirksamen und den örtlichen Möglichkeiten angepassten Behandlungsplan zu erstellen.

Das KinderBerg Telemedizin Team

Das telemedizinische Team ist ehrenamtlich für KinderBerg tätig und deckt von Internisten, Kardiologen, Chirurgen, Orthopäden, bis hin zu Familien- und Gesundheitsexperten ein breites medizinisches Spektrum ab.

Wir suchen weitere Ärzte und Ärztinnen, die sich bei uns engagieren möchten! Folgende Disziplinen werden insbesondere benötigt:

Gynäkologie, Pädiatrie, Neurologie, Orthopädie und Diabetologie.

Fallbeispiele

Herzpatientin Wahida

Wahida ist 15 Jahre und stammt aus der Provinz Badakhshan. Im Dezember 2021 wird sie im Mutter-Kind Haus aufgenommen, da sie seit Ihrer Kindheit an Kurzatmigkeit, akuten Brustschmerzen, Herzrasen und anhaltender Abgeschlagenheit leidet. Ihre Eltern irren jahrelang von Arzt zu Arzt, um herauszufinden was Ihrer Tochter fehlt, doch außer vielen überteuerten Medikamenten, die sich die Familie kaum leisten kann, bleibt die Ärzteodyssee erfolglos. Im Laufe der Zeit verschlechtert sich Wahida‘s chronisches Leiden und am schlimmsten, so erzählt sie, sind die Momente wenn sie das rauschende Geräusch ihres Herzens hört, was ihr Todesangst bereitet.

Wahida

Während der telemedizinischen Konsultation im Mutter-Kind Haus mit der Kardiologin Dr. Mariam Khaleqi aus Deutschland wird anhand einer professionellen Anamnese und Auswertung erneut durchgeführter Untersuchungen vor Ort bei Wahida ein angeborener Herzfehler festgestellt, der ursächlich für ihre langjährigen Beschwerden ist. Recherchen des KinderBerg Personals ergeben, dass der erforderliche operative Eingriff zur Korrektur des Septumdefekts für umgerechnete 4.000€ in einer französischen Privatklinik in Kabul durchgeführt werden kann.

Mithilfe privater Spendengelder übernimmt KinderBerg die Operationskosten, so dass Wahida am 10. Januar 2022 erfolgreich in Kabul operiert wird. Der Heilungsprozess verläuft komplikationslos und Freude und Glück über das zurückgewonnene beschwerdefreie Leben sind für Wahida und ihre Eltern unendlich.

In der Zwischenzeit wurden im Rahmen des Telemedizinprojekts zwei weitere Kinder mit einem angeborenem Herzfehler diagnostiziert, die ähnlich Wahida’s Fall mit Hilfe eines operativen Eingriffs in Kabul geheilt werden konnten.

Marghola und Manizha

Die beiden Mädchen, Marghola (5 Jahre) und Manizha (12 Jahre) stammen aus Badakhshan und leiden an Diabetes Mellitus. Bei Ihrer Stoffwechselerkrankung, des Diabetes Typ 1, wird kein lebenswichtiges Insulin mehr produziert, das wichtige Körperfunktionen reguliert. Ohne Insulin kommt es zu einem stark erhöhten Blutzuckerspiegel der akute Symptome wie häufiges Wasserlassen, starkes Durstgefühl, Übelkeit, Müdigkeit, Antriebsschwäche, Schwindel etc. zur Folge haben kann. Im schlimmsten Fall treten Bewusstseinsstörungen auf die bis zur Bewusstlosigkeit ins diabetische Koma führen. Marghola und Manizha haben die Folgen auf Grund ihrer unzureichenden Diabetes Behandlung bereits am eigenen Leib erlebt, sind ins diabetische Koma gefallen und bangten mehrfach tagelang auf der Intensivstation im Provinzkrankenhaus um ihr Leben.

Manizha

Die Informationen die sie bislang über das Krankheitsbild erhielten waren ungenügend und haben bei Ihren Familien zum Teil mehr zu Verwirrung als zu Klarheit geführt. In der KinderBerg Gesundheitsstation lernen sie und ihre Mütter nun im Rahmen telemedizinischer Beratung und Schulungsmaßnahmen was die Krankheit tatsächlich bedeutet und das ihr Umgang Aufwand, Sorgfalt und Disziplin im Alltag bedarf. Unter Einbeziehung des lokalen medizinischen Personals praktizieren sie das erworbene Wissen und erlernen z.B. die täglichen Blutzuckerkontrollen und ihre Auswertungen. Sie verstehen die Bedeutung von gesunden Mahlzeiten, welche Lebensmittel verträglich und welche schädlich für sie sind und das auch regelmäßige körperliche Belastungen wichtig sind.

Langfristig benötigen die Kinder Insulin und Teststreifen, die in Einrichtungen der Primärversorgungsebene nicht generell verfügbar sind und von Ihren Familien in privaten Apotheken gekauft werden müssen, was sie sich kaum leisten können. Außerdem bedeutet eine gesunde und ausgewogene Mischkost, den Einkauf von teureren Nahrungsmitteln.

Um dies zu gewährleisten und den Mädchen für ihren Alltag im ländlichen Badakhshan ein gesundes und beschwerdefreies Leben zu ermöglichen,  benötigen die Familien unsere Hilfe!

Zivile Opfer

Krieg, und noch mehr der Terrorismus, fordern zivile Opfer. Kinder gehören regelmäßig zu diesen Opfern. In unserem Telemedizin-Projekt behandeln wir zwei Jungen, die zu “Kollateralschäden” des Krieges in Afghanistan wurden.

Shafiullah

Shafiullah, 11 Jahre alt, wurde durch einen Drohnenangriff so schwer verletzt, dass mehrere Notoperationen erforderlich waren, um sein Leben zu retten. Er hat weiterhin starke körperliche und seelische Einschränkungen.

Die langfristige Besserung seines Zustandes ist das Ziel unser Unterstützung.

Projekt Drohnenopfer

Bahram

Bahram sammelte Alteisen und Munitionsreste, um seine Familie zu unterstützen, die in ärmlichsten Verhältnissen leben. Bei seiner Suche ist ein Blindgänger explodiert und hat ihm seine recht Hand abgerissen.

Das KinderBerg-Team und unsere Telemediziner kümmern sich um die postoperative Versorgung der körperlichen und seelischen Wunden.

Projekt Minenopfer

Zusammen machen wir die Welt besser

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